Hier findest du eine Sammlung an Kurzgedichten. Poetisch anmutend auf einer Hochebene, an einem Pyjamatag oder im Zug auf der Durchreise entstanden.
Meer Zeit!
Ein Sonett

Die Wellen schlagen an die Felswand
Es schäumt, es brodelt, es zischt
Ich spüre zwischen meinen Zehen den Sand
Meine Liebe fürs Meer nie erlischt
Mein Blick schweift über den Meeresteppich hinaus
Meine Augen tanzen mit den Wellen mit
Hier bin ich ich, hier halte ich aus
Fühle mich so leicht, verankert in Granit
Und immer wenn sie mich packt, die Sehnsucht
Dann komme ich hierhin
Dann spüre ich die Meereskraft mit aller Wucht
Dann weiss ich wieder, wer ich bin
Dem Ozean gleich finde ich mich in deinen Augen
Die Momente mit dir, ich will sie für immer aufsaugen
Ich bin die Königin
Ich bin die Königin meines Lebens.
Niemand ist so wichtig wie ich.
Du glaubst an mich.
Zweifel suche ich in deinen Augen vergebens.
Ich bin die Königin meines Lebens.
Ich breite die Arme aus auf dem Diamond Hill.
Um mich herum wird es still.
Das Meer verebbt aufgrund meines Bebens.
Ich bin die Königin meines Lebens.
Ich bin meiner Angst auf der Spur.
Sie bringt mich an die schönsten Orte nur.
Ich verpflichte mich dem Mut zeitlebens.

Ode as Schlafe

Schlafe. 
Sich iirugele.
Döse.
Chröse.
Pänne. 
Es Schlöfli mache.
Heia mache.  
Schlummere.
Im Land der Träume verwiile.
In Morpheus‘ Arme ligge.
Schlafe wienes Baby – wienen Stei – wienes Murmeltier.
Chüssi lose.
Mitem Bett kuschle.
Oder: Es Meeting sinnvoll nutze.
Ode as Jasse

ROSEduft liit i dä Luft
Leider zellt das nöd so vill
Will
Nur wänn härt uf härt trifft zellts dopplet
Alles andere isch nume gmopplet
Du muesch dich beWIISE
Dänn machsch en Gump im Läbe
Los, zeig din TRUMPF
Bi dier SCHELLETS wohl
Ich wett lieber dini EICHLE
Los, mier stosset ah, zum Wohl!
Ich han es ASS im Ärmel
Schnell no es NELL
Verzell
Wie laufts dihei
Wird der mängisch au en BANNER gschmiert
Lauft’s au so ungeniert
Gaht din Plan immer uf
Häsch dete dä Schnuuf
D STÖCK ghöret dier
Du magsch ja nüme laufe
OBENABE so richtig diktatorisch
UNEUFE gaht’s besser, los tue es bitzli schnuufe
SLALOM isch dä Fluss vom Läbe
Es isch nie eifach nume ebe
D Verantwortig abSCHIEBE
Will ich nöd
Will ich han es guets Blatt i dä Hand
Ich han BOCK
Ich zieh dier dini Trümpf ganz galant
Us dinere Hand
Mier bedanket üs
Der Berg ruft

Das Bergmassiv ist massiv
Majestätisch ragt es empor
Es rückt alles in seine Bedeutung
Die Wolken thronen auf dem Gipfel wie eine Krone
Die Bäume kleiden den Berg in eine dunkelgrüne Robe
Der Berg ruft
Ich höre seine donnernde Stimme
Es vibriert unter meinen Füssen
Ein Lächeln umspielt meine Mundwinkel
Berg
Ich folge dir mit jedem Schritt
Bild von Jisca Lucia
Von Nah bis Fern
Namen bedeuten nur Reisenden etwas. Wenn es plötzlich mehr als nur «das Dorf» oder «die Stadt» gibt. Wenn plötzlich die vielen Eindrücke in Fotos gesammelt, in Ordner gesteckt und verarbeitet werden müssen. Wenn du dich nicht mehr erinnern kannst, was für ein Platz, was für eine Kirche, was für ein Restaurant es nun genau war.
Den Namen und die Plätze meiner Heimat vergesse ich nie. Sie sind mir eingebrannt auf immer und ewig.
Stau am Gotthard

Mier stönd bim Gotthard im Stau
Es isch mer im Mage chli flau
Du bisch vo geschter no es bitz blau
S Wasser schmöckt lau
Mier händ üs Ring gkauft wie Maa und Frau
D Sunne durchbricht s Himmelgrau
Wod redsch isch dini Stimm rau
«Ich lieb dich wie dä Morgetau»
Er löst sich, dä Stau
Mier sind jetzt Maa und Frau
Ich schreibe

Ich schreibe um des Schreibens willen.
In mir eine Feder, die meine Hand bewegt.
Wort um Wort, das miteinander eine angeregte Unterhaltung pflegt.
Ich schreibe, um mein Verlangen zu stillen.
Das Verlangen weisse Blätter zu füllen.
Das Müssen mehr als ein gepflegtes Wollen.
Das Nicht-Anders-Können mehr als ein Sollen.
Es sind die Zeilen, die mein Innerstes enthüllen.
Tue ich es nicht, wäre das ein untröstlicher Verzicht.
Eine grobe Vernachlässigung meiner Pflicht.
Zu entschuldigen wäre es in den schönsten Worten nicht.
Unter meiner Unerträglichkeit leiden würden alle um mich.
So schreibe ich.
Lagom

Nicht zu viel und nicht zu wenig
Gerade richtig
Unter unseren Füssen knirscht der Schnee
Wir folgen den Spuren eines Rehs
Überqueren das Moor auf einem Steg
Er ist wirr und schön, dieser Weg
Die Tannenzweige halten den Schnee in die Luft
Diese ist klirrend klar ohne aufdringlichen Duft
Der See wird geziert durch eine dicke Eisschicht
Die selbst unter dem Gewicht dreier Schweden nicht bricht
Wurde es erst hell, ist es bereits am Eindunkeln
Schon bald sind die Sterne erneut am Funkeln
Da, da sehen wir eine Sternschnuppe
Zur Feier des Tages löffeln wir Blaubeersuppe
In Badehose suhlen wir uns im Pulverschnee
Wärmen uns darauf am knisternden Cheminée
In diesem verbrannten wir unsere Sorgen
Nun sind wir bereit für das Morgen
Foto von Thomas Bisig
Bekenntnisse einer Suchenden
Ich suche, um auf der Suche zu sein.
Ich finde, und ich verwerfe wieder.
Ich reisse bereits Aufgebautes nieder.
Ich schenke dir reinen Wein ein.
Ich habe schon so vieles gefunden.
Mich an allem Einzelnen erfreut.
Nie habe ich die Suche bereut.
Nie habe ich etwas an mich gebunden.
Ich suche, um auf der Suche zu sein.
Dieses Feuer habe ich allein.

I live my life with curiosity.
Cocovin
To write, play and love is my destiny.