Der folgende Text entstand aus den Erzählungen eines Freundes. Er beschreibt eine unerschütterliche Verbindung zweier Personen, deren Welt von psychischen Problemen heimgesucht wurde.
Mini Sophia
Mier sind scho sit 7 Jahr zäme. 7 wunderschöni Jahr. Letscht Jahr häsch du mier en Hüüratsatrag gmacht. DU, als Frau. Immer no ussergwöhnlich, und muetig. So bisch du. Du bisch der sicher mit mier.
Au ich bin mier sicher mit dier. Überrascht bini trotzdem gsi. Natürli hani ja gseit. Ich will das alles au. Hüürate, Huus, Chind. Mit dier.
Weisch Sophia, mängisch hani Schiss, dini Erwartige nöd z erfülle. So häsch du insgeheim au öppis zrug erwartet. Du kännsch mich aber. Das bin nöd ich. Ich chume dänn, wänns du nöd erwartisch. Ich han au nöd gern, wänni neumets iiglade bin und erwartet wird, dass ich als Gascht öppis mitbringe. Nei, mini Gäscht söllet eifach cho, ungezwunge. Und defür au kei blitzblanki Hütte erwarte. Und ja, wämmer a Wiehnachte i dä Familie abgmacht händ, dass mer üs nüt schenket, dänn gits au kei Gschänk. Punkt. Vill wichtiger isch doch, dass mier zäme sind.

Das mier zäme sind Sophia. Im Herbscht simmer zäme weg. Ufem Velo. Uf dem Grät, won ich en sehr grosse Teil vo minere Friiziit verbringe. Mier sind dur Italie gradlet und läck, händ mier unbeschwerti Täg gha. La dolce vita. Du bisch mis Lebe.
Dänn – plötzlich – lüütisch du mier ah. Es isch Friitigabig und ich bin anere wilde Brainstormingsession im Büro. Du weisch, wien ich ufgah wänn ich mich i öppis inechnüündle chan. Du segsch z Effretike, du chämisch nüme drus. Du tönsch sehr verwirrt. Es stellt sich use, dass du doch z Uster am Bahnhof bisch. Z Uster, wo du schaffsch. Zum Glück hät min Arbeitskolleg es Auto. Mier holet dich ab.
Du häsch en Nervezämebruch. Und zwar en gröbere. Du springsch zwüschet Chindheit, Fantasie und Gegewart hin und her. Du weisch nüme, was würklich isch. Du häsch en leere Blick. Du erkännsch mich. Aber uf dini Eltere reagiersch besser. Ich bin heillos überforderet. Was isch mit minere Sophia? Ich erkänn dich nümm.
Du chunnsch id Psychiatrie. Ich chum dich jede Tag go bsueche. Mini Gedanke sind immer bi dier.
Es gaht dier langsam besser. Du erholsch dich schnell. Ich schöpfe Hoffnig. Du bechunnsch Medis, bisch chrankgschriibe und weisch grad nöd so rächt, wies söll brueflich wiitergah. Uf din alte Job, wo du eigentlich erscht grad neu agfange häsch, wetsch nüme zrug. Döt hät mer au erstuunlich wenig Verständnis für dini Lag. Das verstahn ich nöd. Du häsch aber Ziit, und ich bin zueversichtlich. Zueversichtlich, dass es dier eifach eimalig usghänkt hät. D Ursache sind schwierig zverstah, es hät wohl mit dä höche Erwartige ztue, wo du a dich selber häsch. Und dem Druck, wo du a dim neue – jetzt alte – Arbeitsort usgsetzt gsi bisch.
Mier verbringet zwüschet Wiehnachte und Neujahr wunderschöni Täg zäme. Ich bin so froh, han ich dich wieder. Mini Sophia.

Dänn – plötzlich – häsch du en Rückfall. Schlimmer als zuvor. Ich verstahs nöd. Es wirft mi komplett us dä Bahn. Du häsch 1:1 Betreuuig. Du dreihsch dure, wänn du gwüssi Musig ghörsch wo dich anen bstimmte Ort vo dim Läbe zrugkatapultiert. Ich versuech alles, damits dier besser gaht. Ich will dier Halt gäh. Was isch min Halt i dere Ziit? Ich erkänne, dass ich aktuell gar nöd die gröschti Hilf bin für dich. Dass du vor allem Rueh bruuchsch. Kei Reiz vo usse.
Was bedüütet das für üsi Zuekunft, Sophia? Isch alles überhaupt no möglich, so wie miers üs erträumt händ? Frage, wo sich mier ufdränget. Wo mer dä Schlaf raubet. Dä Schlaf raubet mer aber vor allem d Sorge um dich.
Eigenliebe ist das Instrument zur Selbsterhaltung.
Voltaire
Ich muess jetzt au chli uf mich luege. Will süscht machi mi kaputt. Und chan gar nüme für dich da sii. Ich nimm au psychologischi Hilf in Aspruch, öppis, wo leider immer no es Tabuthema isch. Debii sötts doch so normal sii wie das jede sini Zahnärztin oder sin Physiotherapeut hät.
Ganz langsam chunnsch du wieder zrug. Wirsch wieder zu «minere Sophia». Vielliecht isch die aber au anderscht als vorher. Ich hoffe fescht, dass mier wieder zunenand findet. Und üses Läbe lebet, ohni Erwartige und ohni Druck.
Will weisch Sophia – du und ich – das isch öppis Grosses. Und die Ziit hät mer meh als düütlich vor Auge gfüehrt, wie stark mier zäme sind. You were my first, and you gonna be my last. Mini Sophia.
